60 Jahre Aemmitaler-Chörli Burgdorf

Aus der Jubiläumsschrift 50 Jahre Aemmitaler-Chörli Burgdorf
  • Von Hermann Neuenschwander  31. Mai 1997

Liebe Jodlerfreunde  

Im Jahre 1941 schlossen sich einige sangesfreudige Bürgerturner zusammen, um ihre Abendunterhaltung mit einigen Jodel­liedern zu bereichern.

Da dachte wohl noch keiner an die Gründung eines eigenen Jodlerchörlis. Nach den Wirren des zweiten Weltkrieges, im Sommer 1946, die Aktivdienstzeit war beendet, hat man wieder
fleissig und mit komplettem Bestand proben können unter der Leitung von Turnkamerad Hermann Ruch. Der schon lange bestehende Gedanke zur Grün­dung eines eigenen Jodlerklubs wurde nun sofort in die Tat umgesetzt und schon am 29. Januar 1947 fand die Gründungs­versammlung unter Anwesenheit von 14 Jodlerbegeisterten statt. Fritz Schwendimann wurde zum ersten Präsidenten beru­fen und versah dieses Amt wahrend ganzen 24 Jahren, dadurch wurde ihm später dann auch die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Als ersten Dirigenten stellte sich der ja bereits bewährte Hermann Ruch zur Verfügung. Schon im April gleichen Jahres fand das nun seinen offiziellen Namen tragene “Aemmitaler­-Chörli“ Aufnahme in den Eidgenössischen und Katonalen Jodlerverband.
Damit war die Gründung auch von höchster Stelle vollzogen und nun ging es unter der strengen Stabführung von Hermann Ruch fleissig ans üben. Rasch stellten sich die ersten Erfolge ein und schon im folgenden Jahr nach der Gründung, im Juni 1948, bestand das Chörli seine erste grosse Prüfung am Kantonalen Jodlerfest in Herzogenbuchsee. Es war schon ein toller Erfolg, dass man sich gleich bei der ersten Festteilnahme in der ersten Klasse plazieren konnte. Dieser schöne Erfolg fand seine Wiederholung am Eidg. Jodlerfest im Jahre 1949 in Bern.
Schon im Gründungsjahr, am 30. Oktober 1947, wagte man sich an die Durchführung eines “Heimat-Obe“ im Hotel Guggisberg Burgdorf, unter Mitwirkung der Trachtengruppe Burgdorf undUmgebung. Wenn wir schon von den Höhepunkten in den Anfangsjahren sprechen, dürfen wir auf keinen Fall das Jahr 1956 vergessen. In diesem Jahr führte das Radio Studio Bern einen Wettbewerb mit 30 auserwäh1ten Jodlerchören durch.
Die Jury wurde durch die Radiohörer selbst gebildet, die die vorgetragenen Lieder taxierten. Mit dem “Alten Flösserjodel“ von Jakob Ummel setzten die Zuhörer das “Aemmitaler-Chörli“ mit seinem Dirigen­ten Hermann Ruch und der bekannten Jodlerin Vreni Kneubühl mit grossem Abstand an die Spitze des Klassement vor dem Jodlerklub “Luegisland“ Entlebuch. Von den ersten 25 Jahren sind leider die Unterlagen nur noch spärlich vorhanden. Ich beschränke mich deshalb auf das Allerwichtigste. Zudem wurde zum 25sten Jubilaum eine kleine Festschrift geschaffen, die umfassend über diese Jahre Aufschluss gibt und den Aktivmitgliedern sicher noch in bester Erinnerung ist. Die schon erwähnten Feste Herzogenbuchsee und Bern mit einge­schlossen, nahm das Aemmitaler-Chörli bis zum Jahre 1972 an 2 Eidgenössischen, 7 Kantonalen und an 2 Zentralschweitzeri­schen Jodlerfesten teil, Jeweils mit sehr gutem Erfolg, klassierte man sich doch 8 mal in der Klasse 1 und nur gerade an drei Kantonal-Bernischen Festen in der zweiten Klasse. Im Kanton Bern scheinen eben die Erfolge höher zu liegen als in der übrigen Schweiz. Auf die Erfolge unseres Chörlis wurde auch das Fernsehen aufmerksam. Die erste Fernsehaufzeichnung fand im Jahre 1958 an der SAFFA in Zürich statt und eine weitere folgte im Jahre 1976 im Restaurant Schützenhaus in Burgdorf. Eigentlich fand der erste Fernsehauftritt schon im Jahre 1962 in Langnau statt in der Sendung “Für Stadt u Land“ mit Wysel Gyr. Der letzte grosse Auftritt des Aemmitaler­-Chörli zusammen mit 9 weiteren Jodlerklubs datiert aus dem Jahre 1987, wiederum in der gleichnamigen Sendung “Für Stadt u Land“ im Fernsehstudio Zürich. Diese Sendung war unserer Vreni Kneubühl gewidmet anlässlich ihres 50jährigen Bühnenjubiläums.
Und im Jahre 1963 erkannte man schon früh das Problem “Rauchen im Uebungs­lokal“, also beschloss man generelles Rauchverbot. Wer es trotzdem nicht lassen konnte, dem wurde eine Busse von einem Franken aufgebrummt. 1967 wurden die Statuten neu überarbeitet und hielten in der neuen Fassung bis 1984 stand. 24 Jahre als Präsident waren für Fritz Schwendimann genug und er sehnte sich nach etwas mehr Ruhe.
Nach soviel turbulenten Jahren an der Spitze eines Vereins honorierten die Mitglieder ihn mit der Verleihung der Ehrenmit­gliedschaft. Als neuer Präsident wurde einstimmig Hansruedi Wiedmer gewählt und er bekam gleich eine Menge Arbeit aufge­brummt, stand doch das 25 jährige Jubiläum des Aemmitaler­-Chörli vor der Türe. Dieses Jubiläum wurde denn auch boden­ständig gefeiert. Am Abend traf man sich im Gemeindesaal zu einem Jubiläumskonzert unter Mitwirkung der Solojodlerin Vreni Kneubühl sowie dem Jodlerklub Säntisgruess aus Wildhaus.
Im Jahre 1974, beschlossen die drei Burgdorter Jodlerklubs, sich um die Durchführung des Eidgenössischen Jodllerfestes 1981 in Burgdorf zu bewerben und Walter Baumann zum OK-Prasi­denten zu bestimmen. An der gleichen Hauptversammlung wurde Ruedi Christen zum Ehrenmitglied erkoren.
Endlich kam die schon lange angestrebte Zusammenarbeit der drei Burgdorfer Jodlerchöre zur Jodlervereinigung der Stadt Burgdorf zustande und ein Jahr danach fand in der Markthall Burgdorf erstmals das Unteremmentalische Jodlertretfen mit 14 teilnehmenden Klubs statt.
Diese Treffen finden seither alljährlich ihre Wiederholung und werden turnusgemäss von allen teilnehmenden Klubs durch­geführt. 17 Jodlerchöre finden sich seither zu diesem kame­radschaftlichen Anlass ein, der sich auch bei der Bevölke­rung grosser Beliebtheit erfreut. Um die Kasse aufzupolieren, wagte man sich erstmals im Jahre 1975 an die Durchführung eines Lottos, gemeinsam mit dem Jodlerchörli Gysnaufluh. Auch dieser Anlass findet jedes Jahr seine Wiederholung.
Der daraus resultierende Reingewinn war vermutlich auch ein Teil des Grundlstockes zur grossen Reise nach Brasilien am 26. Oktober 1977. Auftritte in Rio de Janeiro, Brasilia und Salvador Bahia. 20 Jodlerkameraden mit 10 Frauen genossen diese dreizehn Tage in fernen Landen mit grossem Interesse. Man konnte etwas über den eigenen Horizont hinwegschauen und andere, bisher fremde Eindrücke mit nach Hause nehmen. Für seine Verdienste um das Chörli durfte Werner Schar im Jahre 1978 die Ehrenmitgliedschaft entgegennehmen. Infolge Arbeitsüberlastung hegte der Präsident Hansruedi Wiedmer Rücktrittsabsichten. Die Mitglieder verstanden seinen Wunsch, verliehen ihm die Ehrenmitgliedschaft und machten sich auf die Suche eines neuen Vorsitzenden. Man wurde schnell fündig und an der Hauptversammlung 1980 wechselte das Präsidium in die Hände von Gottfried Rentsch. Auf ihn wartete eine grosse Menge Arbeit, war man doch mitten in den Vorbereitungen für das Eidgenössische Jodlerfest in unserer Stadt mit Walter Baumann an der Spitze. Am 3. Juli 1981 fanden dann die unvergesslichen Tage des Jodlerfestes ihren Anfang, um am Sonntag mit dem Festumzug ihren Höhepunkt zu erreichen. Ein unvergessliches Fest, ein bemerkenswerter Anlass für die Jodlervereinigung Burgdorf und die ganze Stadt. Darüber wurde viel geschrieben, so dass ich nicht näher darauf eintreten möchte. Nur die gewaltige Arbeit die alle Mitglieder geleistet haben, sei hier ganz speziell erwähnt. Schon ein Jahr nach dem Grossereignis Jodlerfest engagierten sich die Mitglieder erneut am Kantonalen Schwing­fest in Burgdorf als einer der Trägervereine.
An der Hauptversammlung 1984 wurde beschlossen, eine Vereinsreise ins Südtirol zu organisieren. Am 1. Mai war es dann soweit und das Chörli startete mit Anhang Richtung Meran. In einem Weinkeller in Kaltern fand eine Weltpremiere statt indem sich die beiden Kameraden Peter Fankhauser und Res Müller erstmals der Oeffentlichkeit als Duett präsentierten. Schon kurz danach wurde die Eidg. Zentralfahne zum Eidg. Jodlerfest nach St. Gallen begleitet und dem OK St. Gallen zur Obhut übergeben.
Nachdem man sich für die Durchführung des Kantonalen Jodlerfestes 1991 beworben hatte, dieses aber durch das Unspunnen­fest ersetzt wurde, gibt es von den letzten Jahren nicht mehr allzuviel zu berichten. Einzig erwähnen möchte ich, dass sich das Chörli wiederum als Trägerverein am Emmenta­lischen Schwingfest 1995 beteiligte. Das will aber nicht heissen, dass das Chörli untätig war, im Gegenteil, Auftritt folgt auch Auftritt. Mitwirkung an Abendunterhaltungen, Lueg-Schwinget, Delegiertenversamm­lungen, Firmen-anlassen, Gottesdiensten, Auftritte im Spital und in Altersheimen um nur einige zu nennen. Aber auch gesel­lige Anlässe kamen nicht zu kurz: Pfingstbummel mit Grillie­ren, Kegelabende sowie die schon erwähnten Familienabende. Die Organisation dieser Anlässe hielten die Mitglieder des Vorstandes voll in Trab. Das zehrte vermutlich auch an den Kräften des Präsidenten, legte doch Godi Rentsch sein Mandat an der Hauptversammlung 1992 nach 12 Dienstjahren in die Hände von Ulrich Moser und Dirigent Alfred Aeschli­mann, der nach 17 Jahren Tätigkeit zum Ehrendirigenten erho­ben wurde, fand seinen Nachfolger in Andreas Stoll, welcher aber schon ein Jahr später von Christian Hubacher abgelöst wurde. In den vergangenen 25 Jahren wurden folgende Jodlerfeste besucht: 10 Eidgenössische, wovon Burgdorf auch mitgerechnet ist, 7 Kantonal-Bernische, sowie drei Westschweizerische. Das ergibt in den 50 Jahren seines Bestehens den Besuch von total 31 Jodlerfeste oder mit anderen Worten 20 x Klasse 1 sowie 11 x in der Klasse 2 bewertet. Wahrlich ein grosser Erfolg, hinter dem unzählige Uebungsstunden stecken und von den aktiven Jodler viel abverlangt hat.
Folgende Tonträger wurden hergestellt: 1959: 4 Platten mit dem Sujet “Schloss Burgdorf‘, 45 Touren unter Mitwirkung Stucki/Weilenmann, Schwyzerörgeli 1966:   2 Platten “Aemmitaler-Chörli Burgdorf“ 1977:   Langspielplatte unter dem Titel: “Aemmitaler u Ober­länder singe, jutze u bödele mitenand“ unter Mitwirkung der “Thuner Ländlerfründe“ 1986:   Langspielplatte und Kassette unter dem Titel “Aemmi­taler Luft“ mit dem Jodlerduett Res Müller und Peter Fankhauser sowie dem Schwyzerörgeli-Quartett Spycher­gruess und der Ländlerkapelle Silvretta, Schwarzenburg. Ein neuer Tonträger ist in Vorbereitung und wird noch in diesem Jahr auf dem Markt erscheinen. Dieser Bericht wäre unvollstandig, ohne die Erwähnung durch­geführter Auslandreisen, ausgenommen die Reise nach Brasilien die schon detailliert erwähnt wurde: 1979: Versailles und Paris 1984: Meran mit Weinkellerbesuch 1987: Leermoos, Garmisch-Partenkirchen Schloss Neuschwand­stein 1992: Mayrhofen im Zillertal 1995: Titisee - Vogelpark Wiesental - Hochschwarzwald Den Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde verdient sicher die Erwähnung, dass während der 50 Jahre nur gerade 4 Präsi­denten das Vereinsschiff steuerten: 1947 bis  1970 Fritz Schwendimann 1970 bis  1980 Hans-Ruedi Wiedmer 1980 bis  1992 Gottfried Rentsch und ab 1992 Ulrich Moser.
Die Dirigenten während 40 Jahren:
1947 - 1968      Hermann Ruch
1968 - 1970      Walter Brechbühler
1970 - 1973      Hansruedi Werthmüller
1974 - 1991      Alfred Aeschlimann
1991 - 1992      Andreas Stoll
ab 1992            Christian Hubacher

Liebe Jodlerfreunde, Die Zukunft wird sicher auch das Aemmitaler-Chörli vor neue Aufgaben und Probleme stellen. Aber seine Richtlinien sind festgelegt in seiner bewahrten und gesunden Tradition. Den Geist dieser Tradition zu wahren, der Tiefe und nicht der Breite Beachtung zu schenken, ist seine vornehme Pflicht. Die vielen Besucher an den traditionellen Anlässen und Kon­zerten sind für das Chörli Beweis, dass die Sehnsucht nach einer heilen Welt, besonders in der heutigen dunklen Zeit noch vorhanden ist. So wollen wir auch in der Zukunft ver­suchen, alte schweizerische Eigenart unseres Volkstums, die Liebe zu unserer Heimat, die Pflege und Förderung des nationalen Jodelliedes zu wahren. Weiter steht die Kamerad­schaft und die Freizeiterfüllung an vorderster Front. Möge es dem Chörli gelingen, stets guten Nachwuchs zu finden und viele neue Freunde für das schöne Brauchtum, den Jodel­gesang, zu gewinnen.

Meine besten Wünsche begleiten das Aemmitaler-Chörli  ins nächste halbe Jahrhundert
Burgdorf, im Mai 1997 / Hermann Neuenschwander